Peter Woodtli
Zu viel des Guten
Ich wollte nie etwas anderes sein
als ein Mann um damit leben zu können
wie immer du mich nennen magst
Macho Weichei Softie Lüstling
verbittert toxisch profilierungssüchtig
oder alles dazwischen
wie ein Graureiher auf einem Bein
steh ich in diesem Männerleben
mit nichts anderem im Kopf
hüte Geheimnisse
schweige als heiliges Ritual
ich bleibe eine unbekannte Version meiner selbst
und als wäre das nicht schon genug
begann es auch noch zu regnen.
Manche der Gedichte von Peter Woodtli kommen lakonisch daher. Sie beschreiben einen Zustand der Welt, ohne letztere und sich selbst allzu ernst zu nehmen. Zugleich stellt das „Lyrische Ich“ so manches in Frage, was in unserer Gesellschaft selten hinterfragt wird – und so wirken viele Gedichte auf beste Weise unverschlüsselt, sie drücke eine Beobachtung bildhaft aus, verbinden damit eine Aussage, zucken vielleicht einen Moment zurück, um gleich wieder trotzig aufzubegehren: Schaut her, da bin ich; an der langen Leine.
Das Gedicht „Zu viel des Guten“ zum Beispiel, bringt diesen Prozess deutlich zum Vorschein: Die Leserin fühlt sich ertappt, berührt, gefoppt – eine Aufforderung, genau hinzuschauen. Genau zu lesen. Der Poet weiss sich der Sprache zu bedienen und zollt ihr gleichzeitig volle Aufmerksamkeit – ein gelungenes Zusammenspiel von Beobachtungen und philosophischen Betrachtungen. Ein Konvolut, das zum Staunen, Nachdenken, und sich darin Erkennen anregt.
Ruth Loosli, Schriftstellerin
Das blaue vom Himmer… und zurück
112 Seiten
Hardcover
Deutsch
Format: 13,2 × 21.5 cm
Fr. 37.– / € 27,–
Erscheint im Frühling 2026
ISBN 978-3-9526035-6-7